Behinderung

Familienentlastender Dienst: Hilfe für behinderte Menschen

14. Oktober 2022 von Camille - 5 Minuten Lesezeit

Familienentlastender Dienst: Hilfe für behinderten Menschen

Familienentlastende Dienste sind Unterstützungsdienste für Familien mit Kindern mit Behinderung. Sie möchten wissen, welche Entlastungsdienste angeboten werden, wer darauf Anspruch hat und wie das Antragsverfahren abläuft? Dein Hilfexpert hat die Antwort auf all Ihre Fragen.

Was ist ein Familienentlastender Dienst?

Ein Familienentlastender Dienst (FeD), auch Familienunterstützender Dienst (FuD) genannt, ist ein Unterstützungsangebot, das sich an Menschen mit Behinderung und deren Familien richtet. Konkret bedeutet das, dass ein Mitarbeit des Dienstes der Familie beratend zur Seite steht und zeitweise die Pflege und Betreuung der behinderten Person übernimmt.

Ziel des Familienentlastenden Dienstes ist es, Freiräume und Erholung zu schaffen. So soll auf der einen Seite die Familien entlastet und auf der anderen Seite den Menschen mit Behinderung mehr Autonomie und Selbstständigkeit außerhalb der Familie geboten werden. Kurz: Auf beiden Seiten sollen die Kräfte, die für das Familienleben benötigt werden, wiederhergestellt werden.

Weitere Informationen
Sie möchten mehr über das Leben mit Behinderung erfahren? Dann lesen Sie unseren Artikel über den Schwerbehindertenausweis und den Grad der Behinderung.

Was macht ein Familienentlastender Dienst?

Das Angebot des Familienentlastenden Dienstes ist vom Bedarf der Familie abhängig. So benötigen einige Familien mehr Unterstützung als andere bzw. Unterstützung in anderen Bereichen. So wird ein Familienentlastender Dienst die Betreuung des behinderten Kindes in einigen Familien mehrmals die Woche übernehmen und in anderen Familien nur für bestimmte Veranstaltungen, wie z.B. im Rahmen einer Gruppenreise, benötigt.

Familien können frei entscheiden, ob sie sich wünschen, dass der Familienentlastende Dienst zu ihnen nach Hause kommt oder es ihnen lieber ist, dass ihr Kind z.B. in den Räumlichkeiten des Dienstes betreut wird.

Familienentlastender Dienst: Hilfe für behinderten MenschenDas Angebot, aus dem betroffene Familien wählen können, ist vielfältig und lässt sich in drei Hauptkategorien unterteilen:

  • Information und Beratung:
    • Sozialpädagogische Beratung und Begleitung der Familie
    • Spezifische Beratung für verschiedene Lebensbereiche z.B. Schule, Beruf
    • Beratung über gesetzliche Regelungen im Bereich Sozialrecht
    • Vermittlung von Rechtsberatung
    • Angebot an Selbsthilfegruppen und Gesprächskreisen
  • Familienunterstützende Hilfe:
    • Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung, z.B. Kinobesuch, Spaziergang
    • Gruppen- und Kursangebote für Menschen mit Behinderung
    • Nachmittagsbetreuung für Kinder mit Behinderung
    • Betreuung am Abend, in der Nacht oder am Wochenende
    • Ferien- und Urlaubsbetreuung für Kinder mit Behinderung
    • Unterstützung in Krisensituationen, mit dem Ziel stationäre aufenthalte zu vermeide
  • Persönliche Hilfe:
    • Förderung der Selbstständigkeit der behinderten Person und ihrer Integration in der Gesellschaft, z.B. Kochkurse
    • Pflegerische Hilfe, z.B. Unterstützung beim Waschen
    • Begleitung, z.B. zu Arztterminen
    • Fahrdienst, z.B. zur Schule
    • Betreuung bei Gruppenaktivitäten bzw. -reisen

Beispiel: Ein körperlich behindertes Kind möchte mit seiner Schulklasse auf Klassenfahrt fahren. Beide Eltern sind berufstätig und können das Kind aus diesem Grund nicht begleiten. Ein Familienentlastender Dienst kann beauftragt werden, um das Kind bei der Klassenfahrt zu begleiten und es abhängig von seinen Bedürfnissen zu unterstützen.

Familienentlastender Dienst: Wer übernimmt die Kosten?

Familien, die die Unterstützung eines Familienentlastenden Dienstes beanspruchen möchten, haben verschiedene Möglichkeiten diesen Dienst zu finanzieren. Beispielsweise kann die Eingliederungshilfe zur Deckung der Kosten genutzt werden. Oder es kann auf die Leistungen der Pflegeversicherung zurückgegriffen werden. In einigen Fällen bieten auch Jugend- und Sozialämter sowie Krankenkassen finanzielle Unterstützung an.

Wer hat Anspruch auf die Leistungen der Pflegeversicherung?
Nur Personen, die einen Pflegegrad haben, können von der zuständigen Pflegekasse unterstützt werden. Personen mit einem Pflegegrad, können beispielsweise den Entlastungsbetrag für die Finanzierung des Familienentlastenden Dienstes einsetzen.

Die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten können zudem miteinander kombiniert werden. Beispielsweise können die Leistungen der Pflegekasse und der Eingliederungshilfe zusammen genutzt werden. Denn die Pflegekasse finanziert die Entlastung der Familie, während die Eingliederungshilfe das behinderte Familienmitglied unterstützt.

Achtung
Trotz der verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten kommt es vor, dass die Familien einen Eigenbeitrag leisten müssen.

Wer bietet den Familienentlastenden Dienst an?

Ein Familienentlastender Dienst wird oftmals von Wohlfahrtsverbänden, wie z.B. die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz und die Arbeiterwohlfahrt angeboten. Doch auch Behindertenverbände, Selbsthilfegruppen und Pflegedienste haben entsprechende Angebote. Zudem gibt es sogenannte Offene Hilfen, die Menschen mit Behinderung und deren Familien unterstützen.

Familien, die das Angebot eines FeD in Anspruch nehmen möchten, aber nicht wissen, wo sich der nächste Dienst befindet, können sich an eine EUTB-Beratungsstelle wenden.

Beispiel: Familienentlastender Dienst Lebenshilfe

Beispiel eines Familienentlastenden Dienstes ist der Dienst der Bundesvereinigung Lebenshilfe. Der gemeinnützige Verband unterstützt bereits seit über 25 Jahren Menschen mit Behinderung und deren Familien aus Weimar und Umgebung. Ziel des Vereins ist es, den betroffenen Menschen ein Leben in ihrer Familie zu ermöglichen und eine vollstationäre Unterbringung möglichst zu vermeiden.

Weitere Informationen
Sie möchten mehr darüber erfahren, welche Alternativen zum Leben im Heim es für Menschen mit Behinderung gibt? Dann lesen Sie unseren Artikel über das betreute Wohnen.

Camille ist seit Januar 2022 Redakteurin im Team von DeinHilfexpert und schreibt Artikel für den Ausbau des deutschen Servicebereichs. Sie absolviert derzeit ein duales Studium an der ISCOM Schule in Paris und im Unternehmen DeinHilfexpert.


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