Behinderung

Ab wann hat man ein Sehbehinderung und welche Hilfen gibt es?

17. November 2022 von Camille - 6 Minuten Lesezeit

Was ist eine Sehbehinderung und welche Hilfen gibt es?

Eine Sehbehinderung ist eine Behinderung, die sowohl angeboren sein als auch im Laufe des Lebens auftreten kann. Sie möchten wissen, ab wann eine Person als sehbehindert gilt und welche finanzielle Hilfen in solche einem Fall beantragt werden können? Dein Hilfexpert hat die Antwort auf all Ihre Fragen.

Sehbehinderung Einstufung Tabelle: Ab wann hat man eine Sehbehinderung?

Es ist schwierige objektiv zu beurteilen, ab wann eine Sehbehinderung bzw. Blindheit vorliegt. Denn Sehbehinderung bzw. Blindheit werden unterschiedlich wahrgenommen. Aus diesem Grund gibt es Definitionen, die bestimmen sollen, ab wann eine Sehbehinderung vorliegt. Diese Definitionen sind jedoch oftmals unterschiedlich genau sein. Der Berufsverband der Augenärzte in Deutschland definiert Sehbehinderung wie folgt:

  • Eine Sehbehinderung liegt dann vor, wenn die Sehschärfe auf dem besseren Auge auch mit Sehhilfe bei maximal 0,3 liegt.
  • Eine hochgradige Sehbehinderung liegt dann vor, wenn die Sehschärfe auf dem besseren Auge auch mit Sehhilfe bei maximal 0,05 liegt.

Sehbehinderung Einstufung Tabelle (WHO)
Stufen Sehschärfe auf dem besseren Auge (mit Sehhilfe)
gleich oder geringer als höher als
Keine bzw. leichte Sehbeeinträchtigung 6/18
3/10 (0,3)
20/70
Mittlere Sehbeeinträchtigung 6/18 6/60
3/10 (0,3) 1/10 (0,1)
20/70 20/200
Schwere Sehbeeinträchtigung 6/60 3/60
1/10 (0,1) 1/20 (0,05)
20/200 20/400
Hochgradige Sehbeeinträchtigung 3/60 1/60
1/20 (0,05) 1/50 (0,02)
20/ 400 5/300 (20/1200)
Blindheit 1/60 Lichtwahrnehmung
1/50 (0,02)
5/300 (20/1200)
Vollblindheit Keine Lichtwahrnehmung
Sehbehinderung auf einem Auge
Die Sehstärke wird vom Augenarzt immer auf beiden Augen gemessen. Ausschlaggebend dafür, ob eine Sehbehinderung anerkannt wird, ist grundsätzlich die Sehstärke der Person auf dem besseren Auge. Liegt die Sehstärke einer Person beispielsweise auf dem einen Auge 0,02, aber auf dem anderen bei 0,06, so gilt die Person nicht als hochgradig sehbeeinträchtigt.

Was ist eine Sehbehinderung?

Was ist eine Sehbehinderung und welche Hilfen gibt es?Eine Sehbehinderung ist eine massive Einschränkung der visuellen Wahrnehmungsfähigkeit. Eine Sehbehinderung kann sowohl von Geburt an bestehen als auch im Laufe des Lebens auftreten. In den meisten Fälle ist sie dauerhaft. Ob eine Sehbehinderung vorliegt, ist von mehreren Faktoren abhängig. Zu diesem Faktoren gehören:

  • Sehleistung: Fähigkeit einer Person zwei Objektpunkte getrennt voneinander wahrzunehmen.
  • Sehschärfe: Fähigkeit einer Person zwei Objektpunkte mit optimaler Sehkorrektur getrennt voneinander wahrzunehmen.
  • Gesichtsfeld: Wahrgenommener Bereich ohne die Augen bzw. den Kopf zu bewegen
Unterschied zwischen Sehbehinderung und Blindheit
Grundsätzlich kann man sagen, dass eine Sehbehinderung vorliegt, wenn die Person sich mit ihrem eingeschränkten Sehsinn noch orientieren kann. Personen, die sich nur noch mit ihren anderen Sinnen, d.h. Hör- und Tastsinn orientieren, gelten als blind.

Welche Hilfsmittel gibt es bei einer Sehbehinderung?

Für Menschen, die ohne Sehhilfe, das heißt ohne Brille oder Kontaktlinsen, sehbehindert bzw. blind sind, gibt es verschiedene Hilfsmittel. Hierzu gehören Sehhilfen wie beispielsweise Lupenbrillen oder Fernrohrlupen, aber auch andere Hilfsobjekte, wie beispielsweise:

  • Langstöcke: Stöck, mit denen die betroffenenen Personen die Umgebung abtasten können
  • Blindenführhunde: Hunde, die die sehbehinderten Menschen im Alltag unterstützen, z.B. Wege finden, Hindernissen ausweichen, Gefahren erkennen
  • Taktile Leitsysteme: Hierzu gehören Lienen am Boden, die sehbehinderte Menschen mit einem Stock oder dem Fuß ertasten können und die ihnen bei der Orientierung helfen. Ein weiteres Beispiel sind die Geräusche einer Ampel, die sehbehinderten Fußgängern bei der Überquerung der Straße helfen.
Weitere Informationen
Sie interessieren sich für die Rechte und Ansprüche, die Menschen mit Behinderung zustehen? Dann lesen Sie beispielsweise unseren Artikel über das Integrationsamt. Hier erfahren Sie, wie die Behörde sich für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt einsetzt.

Neben diesen Hilfsmittel, bieten eine Reihe von Bundesländern in Deutschland, das sogenannte Sehbehindertengeld. Hierbei handelt es sich um einen festen Geldbetrag, den Personen mit einer Sehbehinderung monatlich überwiesen bekommen. Mit diesem Sehbehindertengeld, sollen Mehrausgaben, die aufgrund der Behinderung entstehen, ausgeglichen werden.

Wichtig
Bei dem Sehbehindertengeld handelt es sich um eine freiwillige Leistung der Bundesländer. Das bedeutet, dass nicht alle deutschen Bundesländer diese finanzielle Hilfe anbieten. Zudem sind die Voraussetzungen und die Höhe des Betrags unterschiedlich.

Sehbehindertengeld in Bayern

In Bayern ist das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) für das Sehbehindertengeld zuständig. Personen mit einer Sehbehinderung, die diese Leistung in Anspruch nehmen möchten, müssen ihren Antrag also bei der ZBFS einreichen. Dies kann formlos per E-Mail oder telefonisch erfolgen. Dennoch müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Antragsteller müssen auf dem besseren Auge trotz Sehhilfe eine Sehschärfe von nicht mehr als fünf Prozent haben.
  • Die Störung des Sehvermögens muss so stark sein, dass die Person einen Grad der Behinderung von 100 hat.
Wichtig
Die Antragstellung erfolgt zwar vorerst formlos, doch müssen im Nachgang ein ärztlicher Nachweis und eine Unterschrift des Antragstellers eingereicht werden. Dies erfolgt online über dieWebseite des ZBFS.

Wird der Antrag bestätigt, so erhalten Personen mit einer Sehbehinderung in Bayern monatlich 205,50 €. In einigen Fällen wird dieser Betrag allerdings gekürzt. Dies ist beispielsweise der Falle, wenn die Person in einem Pflegeheim lebt oder wenn die Person Leistungen ab dem Pflegegrad 2 bezieht. Auch weitere in- oder ausländische Leistungen die dem Ausgleich der Sehbehinderung dienen, werden vom Sehbehindertengeld abgezogen.

Sehbehindertengeld in Berlin

Berlin gehört zu den Städten, die Menschen mit einer Sehbehinderung ein Sehbehindertengeld auszahlen. Diese finanzielle Leistung lag bislang bei 153,09 €. Ab dem 1. Juli 2022 wird das Sehbehindertengeld der Hauptstadt allerdings auf 161,28 € angehoben.

Bei Personen, die Anspruch auf das Sehbehindertengeld haben, die jedoch in einem Pflegeheim leben, wird die Leistung gekürzt. Monatlich liegt die finanzielle Hilfe dann bei 76,55 €. Auch bei Personen mit einem Pflegegrad, werden Kürzungen vorgenommen. So bekommen Personen mit einem Pflegegrad 1 161,28 € Sehbehindertengeld und Personen mit einem Pflegegrad 2 bis 5 80,64 €.

Voraussetzung für das Sehbehindertengeld ist in Berlin, dass die Person auf dem besseren Auge selbst mit einer Sehhilfe nicht mehr als 5 Prozent sehen kann. Auch Gesichtsfeldeinschränkungen werden berücksichtigt. Personen auf die diese Angaben zutreffen, können einen Antrag bei dem für sie zuständigen Sozialamt in Berlin einreichen. Hierfür werden folgende Nachweise benötigt:

  • Pflegeantrag nach dem Landespflegegeldgesetz
  • Gültiger Personalausweis
  • Medizinischer Nachweis über die Sehbehinderung
  • Feststellungsbescheid nach dem Schwerbehindertenrecht
  • Ggf. Bescheide über zweckgleiche Leistungen, z.B. Pflegegrad

Sehbehindertengeld in Nordrhein-Westfalen

Was ist eine Sehbehinderung und welche Hilfen gibt es?

In Nordrhein-Westfalen ist der Landschaftsverband Rheinland (LVR) für das Sehbehindertengeld zuständig. Diese finanzielle Hilfe beträgt monatlich 77 € und ist einkommensunabhängig. Das bedeutet, dass die Höhe des eigenen Einkommens keinen Einfluss auf die Höhe dieser Leistung hat und dass diese Leistung beispielsweise bei der Beantragung von Arbeitslosengeld nicht als Einkommen gewertet wird.

Personen mit Sehbehinderung, die die Leistung beantragen möchten, müssen hierfür einen online Antrag auf Gewährung von Leistungen nach dem Gesetz über die Hilfe für Blinde und Gehörlose bei dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) einreichen. Davor sollten sie sich jedoch vergewissern, dass sie die Voraussetzungen erfüllen:

  • Antragsteller müssen mindestens 16 Jahre alt sein
  • Antragsteller müssen auf dem besseren Auge trotz Sehhilfe eine Sehschärfe von nicht mehr als fünf Prozent haben
Achtung
Neben dem Antragsformular müssen Antragsteller als Nachweis über ihre Sehbehinderung einen augenärztlichen Bescheid einreichen. Haben die Person einen Schwerbehindertenausweis mit einem Grade der Behinderung von 100 und dem Merkzeichen H, so ist der ärztliche Nachweis nicht notwendig.
Weitere häufig gestellte Fragen

Camille ist seit Januar 2022 Redakteurin im Team von DeinHilfexpert und schreibt Artikel für den Ausbau des deutschen Servicebereichs. Sie absolviert derzeit ein duales Studium an der ISCOM Schule in Paris und im Unternehmen DeinHilfexpert.


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